Alles Käse? Mit dem Fiets nach Edam

5. Oktober 2025 | Niederlande

Von Marken ist es nur ein Katzensprung nach Edam, das eine Käsefreundin wie ich natürlich nicht verpassen möchte. Es geht durch die ungemein flache Polderlandschaft des Beemster: Ein Beispiel für die niederländische Kunst, ehemalige Wasserlandschaften zu formen: Diese Region wurde schon im 17. Jahrhundert trockengelegt: Der Beemster war ursprünglich ein See. Die Menschen pumpten das Wasser mit Windmühlen ab, was damals eine technische Meisterleistung war. Das unter dem Meeresspiegel gelegene Land wird bis heute mit Deichen und einem ausgeklügelten Kanalsystem trocken gehalten.

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Polderlandschaft

Seit 1999 zählt der Beemster wegen seiner historischen, kulturellen und ingenieurtechnischen Bedeutung zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch, weil der Beemster geometrisch unterteilt und geplant wurde, mit schnurgeraden Straßen, Kanälen und quadratischen Parzellen. Diese Planung war um 1612 revolutionär und diente später als Modell für viele andere Polder weltweit. Inmitten der weiten, von schnurgeraden Gräben durchzogenen Landschaft finden sich wie mit dem Lineal gezogene Baumreihen und historische Bauernhöfe. Flach wie ein Brett eignet sich dieses Symbol für den niederländischen Erfindergeist und den jahrhundertealten Kampf gegen das Wasser natürlich prima für Fahrradtouren, zum Beispiel auch von Amsterdam aus.  

Ich lasse mich auf einem Campingplatz etwas außerhalb von Edam nieder (Camping Zeevang Hoeve Edam, Achtung: Zufahrt durch Edam etwas eng) und gehe erst mal shoppen: Im Hofladen.

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Wenn Fleisch, dann gerne Direktvermarktung

Ein paar Streicheltiere für Kinder gibt es auch und man kann oben auf dem IJsselmeerdamm schön spazieren gehen oder im Sommer baden.

Mit dem Rad (Fiets) sind es nur ein paar Minuten ins Städtchen Edam: Weltberühmt für seinen runden Käs ein der roten Wachshülle. Doch Edam ist mehr als nur Käse: Ein entzückendes hübsches Örtchen mit Kopsteinpflastergassen, liebevoll restaurierten Häusern aus dem 17. Jahrhundert, einem beschaulichen Grachten-Kanal, Zugbrücken und schönen kleinen Läden, wie sie typisch sind für die Niederlande.

Im 17. Jahrhundert – dem sogenannten „Goldenen Zeitalter“ der Niederlande – gehörte Käse zu den wichtigsten Exportgütern der Seefahrts- und Handelsmacht. Edam, direkt an der damals offenen Zuidersee gelegen, war ein bedeutender Umschlagplatz.

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Der Edamer Käse mit seiner kompakten, runden Form und der schützenden roten oder auch gelben Wachshülle war für den Export gut geeignet: Wochenlange Schiffsreisen nach Skandinavien, England oder in die Kolonien – da war Haltbarkeit Pflicht. Die Wachshülle avancierte außerdem zum Markenzeichen, ein echtes „Branding“, das bis heute wirkt. Außerdem ist Edamer Käse mild, schmeckt nussig und leicht buttrig – ein Geschmack, der vielen Menschen gefällt und darum international anschlussfähig ist. Auf meinen Reisen durch mittlerweile zwei Dutzend Länder Europas habe ich ihn überall in den Supermärkten gesehen – auch in den Käseländern Frankreich und Italien, die weiß Gott eigene tolle Sorten produzieren. Mit fast 30 Prozent geht der Löwenanteil der Edamer-Exporte heute ins benachbarte Deutschland. 2023 haben die Niederlande fast 700 Millionen Kilo Käse exportiert, hauptsächlich Edamer und Gouda, im Wert von 3,5 Milliarden Euro. Alles rund um den berühmten Käse erfährt man in Edam im Käsemuseum.

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Ähnlich wie im nahen Alkmaar wird auch in Edam im Juli und August jeden Mittwoch ein Käsemarkt für Touristen abgehalten, der so tut, als sei er traditionell. Wahrzeichen sind die historische Käsewaage und die Grote Kerk (St. Nicolaaskerk): Eine tatsächlich überraschend große Kirche für so ein kleines Städtchen, bekannt für ihre Glasfenster.

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Weiter geht die Radtour ins knapp drei Kilometer entfernte Volendam: Hier lag ursprünglich der Hafen der Stadt Edam. Als der im 14. Jahrhundert mit einem Deich vom Meer abgeschnitten wurde, entstand an seiner Stelle ein neues Dorf: Volendam: „gefüllter Damm“.

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Volandam lockt heute Unmengen von Touristen an, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich fand den Ort nicht besonders schön und seelenlos, weil total touristisch. Der große Hafen ermöglicht Tagesausflüge von Amsterdam aus, vielleicht liegt es daran. Jedenfalls schoben sich schon bei meinem Besuch Ende Mai die Massen durch die Gassen. Vom Volendamer Hafen aus legen auch mehrmals täglich Boote zur Halbinsel Marken ab.

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Volendam ist eigentlich dafür bekannt, dass die Einheimischen auch heute noch bei besonderen Ereignissen Tracht tragen (ähnlich wie in Marken). Hier hat man das – im wahrsten Sinne des Wortes – umgemünzt zu albernen Foto-Sessions, bei denen die Trachten den Touris über deren Klamotten gestülpt werden. Mit weißen Spitzhauben für die Frauen und Matrosenhemden für Männer. Trachten, zu denen die Touristenscharen natürlich keinerlei Verbindung haben.

Ansonsten wimmelt es von Fressbuden und Souvenirshops – not my cup of tea.

Ich habe aber ein sehr sympathisches Pärchen aus Singapur getroffen, das auf dem Weg nach Schottland war, um dort einen Küsten Trail zu wandern. Sehr tapfer, den die Wettervorhersage sagte für Schottland jede Menge Regen voraus.

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