Kaputt von der langen Fahrt aus den Abruzzen nach Apulien schaffe ich es heute nicht mehr viel weiter. Kurz hinter Foggia biege ich von der Küstenautobahn ab und steuere mein erstes Übernachtungsdomizil bei AgriCamper an: Eine Community wie das „Landvergnügen“ in Deutschland: Man übernachtet umsonst bei Bio-Bauern und kauft dafür in deren Hofläden ein. Organisiert wird das Ganze über eine ziemlich geniale App.
Ich lande bei Daniela Gallo auf der Masseria Moschella. Daniela und ihr Mann sind mit ihren zwei Töchtern aufs Land gezogen, bauen Biogemüse und Kräuter für ihr Restaurant an und vermieten Ferienzimmer.
Masseria heißen in Apulien die ehemaligen Landgüter. Moschella, nun wiederbelebt, liegt am Ende einer schmalen Straße mitten in den Feldern. Der Abend kommt früh. Mit der kühlen, feuchten Luft steigt mir der kräftige, würzige Geruch der Erde in die Nase.
Am nächsten Morgen zeigt mir Daniela begeistert den ganzen Hof, auf dem ein frecher schwarzer Jungesel ein Schreckensregiment führt. Sie halten auch Hühner und Bienen und experimentieren mit Permakultur. Ich kaufe ein Glas Oregano-Salz und wir verabschieden uns herzlich: Bis zum nächsten Mal.
Da aus der geplanten Überwinterung auf Sizilien wegen der Seuche nichts wird, brauche ich nun einen sicheren Unterschlupf in Apulien. Ich könnte ja zu Tereza und Danny auf den Campingplatz bei Gallipoli ziehen, aber erstens sind große Überwinterungs-Campingplätze nicht so meine Welt, da voller Deutscher und ich will ja den italienischen Alltag kennenlernen. Und zweitens hat vor einigen Tagen Chris Taylor mit mir Kontakt aufgenommen: Er und seine Freundin Verena haben einen kleinen Campingplatz im Hinterland von Gallipoli, mitten in den Olivenhainen: „Nostra Terra“ bei Sannicola.
https://nostra-terra-camping.business.site/
Refugium abseits des Küstentrubels
Wer findet Libertu?
Chris hat mir eine Werkstatt in der Nähe empfohlen, Salentocaravan in Lequile. Und hat dem Chef netterweise auch schon mein Fenster-Drama geschildert. Die Werkstatt kann das Fenster einbauen, sobald es in der Toskana angekommen ist und Allessandro es mir aus Grosseto hinterhergeschickt hat. Derweil werkele ich an diversen Radiobeiträgen, radele zum Markt und drehe Hunderunden in den Hainen. Das alles schön brav in der „Heimatgemeinde“: Kaum bin ich da, wird Apulien rote Zone: Gerade noch rechtzeitig angekommen.
Ein Freund von Chris wohnt im Nachbarörtchen Sannicola, wo es auch einen Geldautomaten und einen Supermarkt gibt, und nimmt immer die Post an. Der arme Jens mutiert in den kommenden drei Wochen zu meinem persönlichen Postboten: Riesige Pakete mit Hundefutter kommen aus Deutschland an, Geburtstagspäckchen und irgendwann Mitte November dann endlich auch das neue Fenster.
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