Energie in der Krise: LNG, Windkraft und Wasserstoff an der Nordseeküste

1. Juli 2022 | Deutschland, Umwelt & Klima

Am 1. Juni 2022 treffe ich bei schönstem Sonnenschein in Jever ein: In dieser hübschen Kleinstadt in Niedersachsen mit ihren Backsteinhäusern, bekannt für die gleichnamige Biermarke, ist das nicht selbstverständlich: Manchmal regnet es hier im Nordosten der ostfriesischen Halbinsel auch im Sommer ausgiebig und die Temperaturen erreichen nur frostige 13 Grad.

Warum es mich trotzdem immer wieder in die Kreisstadt des Landkreises Friesland unweit von Wilhelmshaven verschlägt? Eine ihrer knapp 15.000 EinwohnerInnen ist meine langjährige Freundin Imke, die auch Kollegin ist. Zwar schreibt sie sonst für die „Ostfriesenzeitung“, aber im Sommer machen wir große Radioprojekte gemeinsam. „Das Wattenmeer im Klimawandel“ und „Der Harz im Klimawandel“ waren es in den vergangenen Jahren, nun ist die „Energiewende an der Nordseeküste“ dran.

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Berühmte Brauerei

Imke kennt sich bestens aus, hat über den Ausbau der Erneuerbaren Energien in ihrer Heimat schon oft für die Zeitung geschrieben. Auch für das Radio hat sie schon fleißig vorgearbeitet: Seekrankheit trotzend war sie mit Mikrofon und Aufnahmegerät auf einem Wartungsschiff von Borkum aus in See gestochen, zu einem der Offshore Windparks draußen vor der Küste. Und hat alle Termine mit den Interviewpartnern parat.

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Zwei arbeiten fleißig – einer guckt zu….

Die Recherche wird uns auch auf die Insel Norderney führen, aber bevor es losgehen kann, braucht mein neues altes Wohnmobil „Jambo“ ein Gästebett: Ich habe den originalen, großen Tisch mit einem kleineren, schwenkbaren Modell „Lagun“ ersetzt, weswegen die Polster der Sitzgruppe, die Gästen als Ruhelager dienen, nun keine Aufliege-Fläche mehr haben. Ich habe die Idee, ein Stecksystem aus dünnen Holzplatten zu bauen, das man nach Gebrauch als Matratzenauflage auseinander nehmen und in der Heckgarage verstauen kann. Christof Groh, Schreiner in Jever, setzt den Plan super genau und sorgfältig um, mit liebevollen Details. Genial: Jetzt hat mein WoMo ein Gästezimmer!

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Liebevolles Detail: Der Eingriff vorne zwecks Ablagefläche unter dem Gästebett. Im Hintergrund der neue Tisch

Unterdessen haben wir erste Interviews im Kasten: In Etzel, nur 15 Kilometer südlich von Jever, betreibt die Firma Storag Etzel eines der größten Kavernenfelder Nordwesteuropas. Kavernen sind riesige, künstlich geschaffene Hohlräume, die in 1.000 Metern Tiefe in einem Salzstock liegen. Die Storag Etzel vermietet sie an Energieunternehmen, die darin Öl und Gas lagern. Auch ein Teil der Ölreserven der Bundesrepublik ruht hier. Ein solcher Hohlraum umfasst 600.000 Kubikmeter: Der Kölner Dom würde da locker hineinpassen. Oder ein LNG-Tanker, wie Storag-Geschäftsführer Boris Richter sagt: damit könnten 100.000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang mit Erdgas versorgt werden. Und von diesen Kavernen hat die Firma 75 Stück angelegt. Mit der Option, zwei Dutzend weitere Hohlräume bauen zu dürfen, sollten die in Zukunft gebraucht werden.

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Boris Richter vor Modellen der Kavernen im Salzstock von Etzel – jede 150 Meter hoch (Foto: I. Oltmanns)

Als wir die Kavernenanlage besuchen, von der oberirdisch kaum etwas zu sehen ist, wird gerade Erdgas in die unterirdischen Hohlräume gepumpt: Im Sommer werden die Vorräte aufgefüllt. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine hat die Bundesregierung ein neues Gesetz erlassen, wonach die Füllstände zu bestimmten Daten im Jahr vorgeschrieben werden, damit die Speicher beim Wintereinbruch dann auch wirklich voll sind. Stichwort Versorgungssicherheit.

 „Versorgungssicherheit kann man vergleichen mit einer Lebensversicherung oder vielleicht auch mit der Bundeswehr“, meint Storag-Chef Boris Richter. „Man beklagt sich darüber, dass das Geld kostet. Aber wenn man sie braucht, dann ist man sehr froh, dass man sie hat. Dieses Bewusstsein ist gewachsen in den letzten Monaten. Und es ist sehr, sehr traurig, dass wir solche Ereignisse brauchen, wie diesen schrecklichen Angriffskrieg, den wir der Ukraine sehen, aber wir haben eine Aufmerksamkeit, die wir in der Vergangenheit nicht hatten.“

Statt aus Russland soll das Gas nun aus Norwegen und den Niederlanden kommen. Auch Flüssiggas soll künftig in die Kavernen eingelagert werden, dafür wird eigens eine neue Pipeline zum neuen LNG-Terminal in Wilhelmshaven gebaut. Dort bietet Deutschlands einziger Tiefwasserhafen die Möglichkeit, große Mengen Flüssiggas auch aus den USA zu importieren. Das wird zwar mit der umweltschädlichen Fracking-Methode gewonnen, kann aber das russische Gas nach Storag-Angaben zum Großteil ersetzen. In der Not frisst der Teufel halt Fliegen, respektive muss der Umweltschutz zurückstehen.

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Das riesige schwimmende LNG-Terminal-Schiff „Esperanza“ im Hafen von Hooksiel (Foto: I. Oltmanns)

Einen Tag später kurven wir durch Oldenburg, auf der Suche nach dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt auf dem Gelände der Universität. Hier erforschen Wissenschaftler gemeinsam mit der Storag Etzel, ob sich die Kavernen auch dazu eignen, dort in Zukunft den allseits begehrten Wasserstoff einzulagern. Nach einigem Herumirren finden wir verschwitzt und abgehetzt endlich das Institut für vernetzte Energiesysteme im Haus Nummer 15 A, wo schon mehrere Interviewpartner in einem Besprechungsraum auf uns warten: peinlich. Einer von ihnen ist Marco Zobel vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt, Fachmann für Wasserstoff. Er und sein Team erforschen in Etzel, wie man den Wasserstoff in die Kavernen hinein- und von da aus weiter zum Kunden bekommt. Denn das ist alles noch ungeklärt.

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Nach langem Suchen endlich gefunden: Das Institut für vernetzte Energiesysteme in Oldenburg (Foto: I. Oltmanns)

Marco Zobel zeigt uns eines der Labore seines Teams: Es sieht aus wie ein sehr aufgeräumter und gründlich durchgewischter Heizungskeller. Eine Therme und jede Menge Rohre. Aber genau hier erforschen die Wissenschaftler, welche Rolle der Wasserstoff künftig bei unserer Energieversorgung spielen kann. „Wir gaukeln dem System vor, es steht in einem Mehrfamilienhaus oder in einem kleinen mittelständischen Unternehmen und übernimmt dort die Wärmeversorgung und Stromversorgung“, erklärt Marco Zobel.

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Wasserstoff-Forscher Marc Zobel im Labor (Foto: I. Oltmanns)

Am Wochenende machen wir Pause, besuchen die „Landpartie“ auf Schloss Gödens, wo mehrere Dutzend hübscher Pavillons aus weißem Stoff aufgebaut sind, mit schönen Sachen, die Frauenherzen höher schlagen lassen: Ledertaschen, Duftkerzen und geschmackvolle Hundeleinen.

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Außerdem locken die Friesen am „Tag des offenen Gartens“ in ihre privaten grünen Idyllen – da soll noch einer sagen, im flachen Friesland wäre im Sommer nichts los.

Ein paar Tage später tuckern wir dann gleichzeitig nach Westen und nach Norden, in die Himmelsrichtung und in die gleichnamige Hafenstadt, wo die Fähre nach Norderney abfährt. Meine erste Seereise mit „Jambo“: aufregend! Gottseidank ein Roll on – Roll off-Schiff: Zukünftige Fährfahrten werden nicht so einfach werden, aber das weiß ich an diesem Tag noch nicht….

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Urlaubsinsel Norderney. Wir sind aber aus anderen Gründen hier…

Schon nach gut einer Stunde erreichen wir Norderney, rumpeln von der Fähre und checken für ein paar Tage auf dem „Campingplatz Eiland“ am Leuchtturm ein. Das Gästebett bewährt sich, Imke schlummert im Alkoven und erweist sich als begabte Nachwuchscamperin, die mit dem Bambus-Geschirr im Spüleimer loszieht, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.

Wir sind begeistert von der beeindruckenden Dünenlandschaft auf Norderney, die Imke als einzige der Ostfriesischen Inseln auch noch nicht kannte. Aber eigentlich sind wir ja zum Arbeiten hier:

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Großbaustelle Strand

Auf einem breiten, hellen Sandstrand unweit des Campingplatzes stehen jede Menge Strandkörbe in Reih und Glied, darin Urlauber, die in die Sonne blinzeln. Doch gleich nebenan fahren Bagger am Strand hin und her, hinterlassen tiefe Spuren im hellen Sand. Zwei mächtige Stromkabel in schwarzen Schutz-Röhren liegen auf dem Strand. Unmittelbar am Ufer liegt ein großes Verlege-Schiff, die „Giant 7“: Sie wird das Stromkabel von einer großen Rolle langsam auf den Meeresboden hinabgleiten lassen, während sie 40 Kilometer nach Norden Richtung Windpark hinausfährt. Ein Roboter gräbt das Kabel dann im Meeresboden ein.

Die 45 Kilometer langen Seekabel bringen den grünen Strom ans Festland – quer durch die Insel Norderney. Denn der Inselsockel verleiht den Kabeln im Wattenmeer mit seinem mächtigen Tidenhub die nötige Stabilität. Zwischen den einzelnen Nordseeinseln kann man die Kabel nicht verlegen, die Strömung ist viel zu stark, wie Daniel Birkenstock erklärt, der uns mit seinem lautlosen Elektroauto über die Insel kutschiert. Er ist Projektleiter der Firma Tennet, die die Kabel hier verlegt.

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Tennet-Projektleiter Daniel Birkenstock steht Rede und Antwort

Dieses neueste Offshore-Netzanschlusssystem heißt DolWin 6 und hat eine Übertragungskapazität von stolzen 900 Megawatt. Nächstes Jahr soll die Leitung in Betrieb gehen. Sie wird dann Strom aus gleich mehreren Windparks an Land und zu den Kunden bringen.

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Der Strand von Norderney gleicht hier eher Großbaustelle. Urlaubsidylle sieht anders aus. Doch die Feriengäste in ihren Strandkörben reagieren gelassen, wie sich bei einer kleinen spontanen Umfrage herausstellt: „Das muss im Sommer gemacht werden, weil im Winter geht es von den Stürmen her nicht. Und Strom wollen sie alle aus der Steckdose haben. Es ist ja nicht die erste Leitung, die verlegt wird, ich glaube die dritte oder vierte mittlerweile? Und die Windparks sind da, der Strom muss an Land. Also muss man Einschnitte hinnehmen.“

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Laute Proteste habe es gegen seine Baustellen noch nie gegeben, sagt denn auch Daniel Birkenstock. Und auch das verhaltene Gemecker werde immer leiser.  „Gerade jetzt in der letzten Zeit ist es bei jedem verständlich geworden, dass es notwendig ist, dass wir in der Energieversorgung etwas ändern. Der Klimawandel ist etwas, was man im Moment noch nicht an der eigenen Haut spürt. Wenn man aber an die Tankstelle fährt und sieht, man bezahlt 2,20 € pro Liter Benzin, oder man hat Gaspreise, die durch die Decke gehen, für die Heizung zu Hause: Da merkt jeder, da passiert irgendwas und beschäftigt sich damit. Und dafür ist dann auch das Verständnis da, dass es dazu Beeinträchtigungen gibt und dass man dann auch mal eine Baustelle hat.“

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Bürgermeister Frank Ulrichs (rechts) und Kurdirektor Wilhelm Loth (Foto: I. Oltmanns)

Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs erzählt uns, dass es zu Beginn der Kabelverlegungsarbeiten vor einigen Jahren durchaus große Ängste auf der Insel gab, dass die Urlauber plötzlich wegbleiben, von denen Norderney lebt. „Werden wir hier ein kleiner Industriestandort? Gibt es technische Auswirkungen? Strahlen diese Leitungen vielleicht? Das sind alles Dinge, die nie eingetreten sind.“

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CamperInnen mögen normalerweise keine Baustelle am Strand

Die Campingplatzbetreiberin ist dennoch nicht begeistert von der Großbaustelle in ihrer Nachbarschaft. Sie fürchtet, dass Camper vom Lärm der Bagger und Lkw abgeschreckt werden:

„Das geht ja jetzt schon über Jahre und es soll noch bis 2030 weiterlaufen und immer in der Hauptsaison, wo wir alle unsere Gäste haben. Und dass hier jetzt tausende Windräder da draußen stehen, wo die Leute wegen der Natur kommen, ist für alle auch nicht unbedingt so toll.“

Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Um das zu schaffen, müssen die erneuerbaren Energien noch massiv ausgebaut werden. Wind weht an der Küste immer, und draußen auf See noch viel mehr. Deswegen sollen in den nächsten Jahren neue Offshore-Windparks entstehen, vor allem in der Nordsee. Der offshore erzeugte Strom soll sich bis 2045 verzehnfachen. Entsprechend müssen auch viel mehr Leitungen gebaut werden, um den grünen Wind-Strom an Land zu bringen.

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Im europäischen Rahmen sollen bis 2030 gigantische 135 Gigawatt an Offshore-Windenergieanlagen vor der Küste entstehen. Das entspricht der Leistung von 135 konventionellen Kohle- oder Kernkraftwerken. Bis 2045 sollen mehr als 300 Gigawatt vor der Küste Europas installiert werden. Das bedeutet Baustellen auf den Inseln und dem Festland über die kommenden Jahrzehnte.

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Der Kabelbau geht quer durchs Naturschutzgebiet Wattenmeer

Die Tennet GmbH, ein deutscher Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Bayreuth, verlegt auf Norderney die Stromkabel quer durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: Naturschutzgebiet. Doch in Sachen Energiewende ist auch Nationalpark-Leiter Peter Südbeck kompromissbereit: „Das ist der Preis, den der Nationalpark für diese erneuerbaren Energien zahlen muss. Da werden große Kabel durch das Watt gefräst, da werden große Bauten durchgeführt, die an sich im Nationalpark nichts zu suchen haben, die aber einfach stattfinden müssen. Man sollte nicht so tun, als ob die Energiewende an der Stelle keinen Preis erfordert, auch in der Natur.“

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Auch Norderneys herrliche Dünenlandschaft steht eigentlich unter Naturschutz

Auf der mit einem hohen Drahtzaun abgesperrten Tennet-Baustelle inmitten der Dünenlandschaft in der Inselmitte haben wir Reporterinnenglück: Das besagte Seekabel kommt rein zufällig just in dem Moment vom Strand her an, als wir zugegen sind. Ein Bagger zieht es mit Hilfe einer Seilwinde aus seiner unterirdischen Röhre quietschend ans Tageslicht.

Solche Geräusche nennen wir beim Radio „Atmo“ und sie bereichert einen Beitrag ungemein, weil sie die erzählte Geschichte sinnlich erlebbar machen. Das hat das Radio den Zeitungsartikeln voraus. Die passende Atmo sauber einzufangen macht aber auch viel Arbeit.

Von der erholen wir uns bei einem sonnigen Spaziergang durch die Dünen. Eines der zu tausenden hier hausenden Kaninchen hoppelt Kinu direkt vor die Pfoten. Ein Ruck geht durch den ehemals passionierten Jagdhund – aber dann verzichtet er doch auf eine anstrengende Verfolgung des frechen Langohres: Mein Kinu ist wirklich alt geworden….

Nach drei interessanten, lehrreichen und fürs Radio sehr ergiebigen Tagen auf Norderney schippern wir zurück aufs Festland. Der nächste Termin steht an: Im ehemaligen Steinkohlekraftwerk des Energiekonzerns Uniper in Wilhelmshaven. Uniper ist Deutschlands größter Gas-Importeur. Wegen ausbleibender Lieferungen günstigen Gases aus Russland musste Uniper mit der Verstaatlichung vor dem Bankrott gerettet werden.

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Vor der Stilllegung eines der größten Kohlekraftwerke Europas

Der große Parkplatz vor dem ehemaligen Kraftwerk steht nahezu leer. Der monumentale Klotz war Jahrzehnte lang eines der größten Kraftwerke Europas, bis es im Dezember 2021 im Zuge des Kohleausstiegs stillgelegt wurde. Dennoch müssen wir eine Sicherheitsprüfung absolvieren und Helme aufsetzen, wie schon bei Tennet auf Norderney. Uniper will künftig hier Wasserstoff produzieren und über die nahe Nordsee auch importieren.

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Im dritten Stock des ehemaligen Kraftwerkes treffen wir Holger Kreetz: bei Uniper zuständig für die Umgestaltung hin zu den Erneuerbaren. Ein netter, für einen Manager sehr lockerer Typ, auch Camper, sein Wohnmobil steht unten auf dem Parkplatz. „Ich glaube, Wasserstoff ist das Schlüsselelement für die deutsche Energiewende“ sagt uns Holger Kreetz. „Eine Dekarbonisierung ohne Wasserstoff ist schlichtweg nicht möglich.“

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Thomas Hohmann (links) und Holger Kreetz (rechts) von Uniper

Kraftwerksleiter Thomas Hohmann ist auch mit von der Partie: Er leitet hier in Wilhelmshaven die Umgestaltung von der Kohle zum Wasserstoff. Im gigantischen Maschinenhaus erinnert sich Thomas Homann etwas wehmütig an den Tag der Stilllegung: „Das war eine bedrückende Atmosphäre. Natürlich hängt an dem Kraftwerk so ein bisschen meine Seele. Aber dass der Kohleausstieg im Sinne des Klimawandels erforderlich ist, das steht für mich außer Frage.“

Mit einem alten Lastenaufzug fahren rauf auf das Dach des alten Kraftwerkes. Aus 100 Metern Höhe haben wir einen herrlichen Ausblick auf die in der Junisonne glitzernde Nordsee. Und den Jade-Weser-Port, den Tiefwasserhafen von Wilhelmshaven. Bis zur Weser und nach Bremerhaven können wir schauen. Und auch bis zum landesweit ersten LNG-Terminal, das in Rekordtempo im Hafen von Hooksiel entsteht, einem kleinen Küstenörtchen vor den Toren von Wilhelmshaven. Uniper soll es künftig betreiben. Und später dann in die neue Gasleitung, die derzeit ebenfalls im Rekordtempo entsteht, auch Wasserstoff einspeisen.

Hier an der Nordseeküste ist wie unter einem Brennglas zu beobachten, wie Deutschland sich künftig mit Energie versorgen will. Für die Menschen in Imkes Heimat bedeutet das eine große Zumutung, Herausforderung und Chance auf neue Jobs zugleich.

Imke hatte den richtigen Riecher: Unser Material kommt zur richtigen Zeit und gut an: Mehrere ARD-Radiosender und auch der Österreichische Rundfunk bestellen Beiträge bei uns, wochenlang werden wir mit dem Thema alle Hände voll zu tun haben.

Hier geht es zum „Wochenendjournal“ vom Deutschlandfunk und zur „BR24-Reportage“:

Aber das kommt später, jetzt sind wir erst einmal mit der Arbeit fertig und widmen uns in Jever und Umgebung den schönen Dingen des Lebens: Einer tierischen Fotosession im Revier zum Beispiel. Imke ist Jägerin und hat ihrer alten, erfahrenen Labradorhündin „Cleo“ eine neue, junge, sehr temperamentvolle Hündin zugesellt.

„Bonnie“ ist natürlich auch eine Labradordame – die Rasse hat bei der Familie Oltmanns seit Jahrzehnten Tradition. Auch Imkes Eltern waren Jäger, „Cleo“ und „Bonnie“ hatten diverse Vorgängerinnen. Alles gute Jagdhündinnen und klein Bonnie soll auch eine werden.

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Eine wilde Hummel: Bis zur erfahrenen Jagdhündin ist es noch ein weiter Weg für Labradormädchen Bonnie

Noch steht der glänzend schwarze wilde Wirbelwind auf vier Pfoten aber ganz am Anfang der Ausbildung. Und wir haben schwer zu tun, die wilde Hummel vom Hunde-Opa Kinu fernzuhalten. Der war immer ein eher ernsthafter Hund, hatte fürs Toben noch nie Sinn und will mittlerweile von Junghunden gar nichts mehr wissen. Auch weil er Angst hat, dass so ein Jungspund ihm ins Arthrose-Kreuz springt und seine müden alten Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden.

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Mjamm!

Eine andere Familientradition im Hause Oltmanns ist das Kochen und Tafeln: Diesmal tischt Imke Rehrücken im Blätterteigmantel auf – eine Premiere. Das Experiment gelingt auf das Herrlichste, sooo lecker!

Blitzschnell sind drei schöne Wochen vergangen, es ist Ende Juni und ich mache mich wieder auf den Weg: Zur Sommertour nach Dänemark. Der Bayerische Rundfunk hätte gerne eine Reportage über den Fehmarnbelt-Tunnel: Europas derzeit größtes Infrastrukturprojekt. Tschüs Jever, bis zum nächsten Mal.

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