Vom Lago di Bilancino ist es nur noch ein Katzensprung nach Florenz. Dort bin ich mit Marion Kammerlohr-Raco verabredet, auch ein Fund in der Facebook-Gruppe „Deutschsprachige in Italien“. Marion ist Kunsthistorikerin, als sie ihre Doktorarbeit über San Gimignano schrieb, lernte sie ihren italienischen Mann kennen und zog vor mehr als 25 Jahren nach Florenz, wo sie auch für immer bleiben will. Weil es keine gute Idee ist, mit dem Grauwal ins Zentrum der Hauptstadt der Toskana zu fahren und ich ja auch hier irgendwo übernachten muss, schlägt Marion vor, sich im Vorort Galluzo zu treffen. Dort gibt es einen großen Park und an dessen Rand kann man für eine Nacht gut stehen. Wer keine Wohndose dabei hat: Marion vermietet ein Appartement in Florenz.
https://www.facebook.com/Sognandomichelangelo/
Wir treffen uns am späten Vormittag in der Bar „Varenne“ auf einen Capuccino. Anschließend fahre ich einem Tipp von Marion folgend auf den Piazzale Michelangelo hinauf.
Von hier aus hat man einen grandiosen Ausblick auf die Altstadt von Florenz , inklusive Dom und Ponte Vecchio.
Nachdem im frühen Mittelalter die Pest fast die Hälfte der Bevölkerung hinweggerafft hatte, erlebte Florenz im 14. und 15. Jahrhundert eine neue Blüte: Viele Künstler und Gelehrte siedelten sich an: Donatello; Botticelli; Michelangelo; Machiavelli; Leonardo da Vinci und Galileo Galilei. Zugleich stiegt Florenz zum mächtigen Handels- und Finanzzentrum auf. Die reiche Familie der Medici entwickelte sich zu einer eigenständigen Großmacht und prägte die Stadt wie keine andere.
Aus der Nähe gucken muss diesmal nicht sein: Ich war schon einmal in Florenz, vor vielen Jahren, als der Freund einer Mitbewohnerin hier studierte und wir ihn gemeinsam besuchten, doch ich erinnere mich noch gut. Und ich will auf dieser Reise das sehen, was ich noch nicht kenne, vor allem die ländliche Toskana. Auch möchte ich dem Fellkollegen nicht eine weitere Stadtbesichtigung antun, nachdem er sich an den Adriastränden gerade von Venedig erholt hat.
Ich kurve dann noch eine ganze Weile auf dieser Seite des Arno herum, auf der Suche nach einem Vodafone-Shop, denn das Wiederaufladen in Rimini hat nicht geklappt: die SIM-Karte klemmt. Ich suche in den Sträßchen rund um die vielen kleinen Piazze geschlagene 40 Minuten einen Parkplatz. Endlich gefunden ist der Nachschub an Internet schnell erledigt.
Auf dem ziemlich langen Rückweg zum Van komme ich an einer wie immer sehr appetitlichen Salumeria vorbei, wo es nicht nur Wurst und Schinken sondern auch Käse gibt: Das Abendbrot ist gesichert. Außerdem entdecke ich in einem von Vater und Sohn geführten, vollgestopften Kramladen, in dem es von der Rohrzange über Wäscheklammern, Schrauben und Gießkannen alles gibt, eine ganz zauberhafte Retro-Fußmatte, wie maßgeschneidert für meine Trittstufe.
Oha! Quetsch…
Zurück am Parco del Galluzo steht die angrenzende Straße knallvoll mit Wohnmobilen. Ich finde zwar noch eine Lücke, mache einen Spaziergang durch den Park, in dem Dutzende Bambini kreischend herumtoben und den armen Hund streicheln wollen. Aber zum Übernachten ist es mir dann doch zu eng gedrängt hier. In einer Seitenstraße werde ich fündig: Vor einer kleinen Wiese ist neben ein paar Müllcontainern mehr Platz. Anwohner bringen Altglas und -papier vorbei und beäugen „Libertu“ neugierig, grüßen aber freundlich durch die offene Schiebetür und scheinen nicht gestört. Na denn: Gute Nacht.
0 Kommentare