Surfversuche am Sandstrand: Neffen-Urlaub an der Silberküste

30. Oktober 2021 | Frankreich

Das Médoc, die von der Gironde gebildete Halbinsel nordwestlich von Bordeaux, hat neben zahllosen Weinbergen auch eine Küste, und was für eine: 200 Kilometer lang ist die Cote d’Argent, die Silberküste. Von der Mündung der Gironde bis ins Baskenland zieht sich ein breiter, heller Sandstrand. Dünen und Kiefernwälder wie an der Ostsee, durchbrochen von einer Reihe Binnenseen, gekrönt von der höchsten Wanderdüne Europas, der Dune du Pilat bei Arcachon. Der richtige Ort, um Besuch zu Empfangen. Mein Neffe Marius (16) fliegt ein.

In Lacanau de Ocean, einem hippen Surfer-Hotspot, mieten wir uns auf einem großen Campingplatz einen netten kleinen Bungalow. Zu zweit mit einem Pubertier im Van wäre dann doch ein bissl eng…. Marius ist ganz begeistert: Sein erstes eigenes Haus! In so etwas will er später auch wohnen. Das Camping & Spa Airotel Océan hat den Vorteil einer mit Palmen recht überzeugend gestaltete Südsee-Badelandschaft mit Wellenbad und allem Klimbim. Hier kann sich der junge Mann tummeln, sollte das Wetter nicht so toll sein. Ihm wurde nämlich digitaler Detox verschrieben, ohje ohweh.

Doch die Sonne strahlt auch Ende Oktober verlässlich vom Himmel. Der große Campingplatz ist fast leer, die einzigen Gäste sind wir und ein paar coole Surfer und Surferinnen: Nice. Überall hängen Neoprenanzüge zum Trocknen an den Wohnmobilen, die Bretter werden barfuß zum Strand getragen. Oft im Dauerlauf – warum? Wärmen die Bezwinger der Wogen sich so schon mal auf, oder sieht es einfach gut aus, wenn das lange Haar auch der männlichen Wellenreiter dabei rhythmisch hin und her schwingt?

Marius dümpelt mit einem Surfbrett in den Atlantik-Wellen, und ich mache einen letzten Versuch, das Wellenreiten zu lernen. Doch das Ergebnis ist genauso blamabel wie damals beim Windsurfen. Da meinte der Trainer nach stundenlangen Bemühungen „I think it’s not your sport“. Diesmal komme ich nicht mal auf‘s Brett. Wieder und wieder versuche ich mich hochzustemmen und schnell mit beiden Füßen in die Mitte des Boards zu springen: Keine Chance. Mir fehlt die Kraft in den Armen und die Beweglichkeit. Ich geb’s auf: In diesem Leben lerne ich nicht mehr surfen.

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Cooler Surfer…
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Ich belasse es fürderhin beim Zugucken, war nach dem Kurs zwei Wochen fix und fertig

Dafür erklimmen wir die Dune du Pilat am Eingang des Bassin d’Arcachon. Hier werden die meisten französischen Austern gezüchtet. Der Neffe will aber dann aber doch lieber einen Burger. Den Zugang zur 110 Meter hohen Düne zu finden, ist gar nicht so einfach. Teure Ferienvillen und Hotels liegen drum herum. Als wir dann oben sind, bin ich nicht so beindruckt wie erwartet. Vielleicht, weil ich in Polen im Slowinzischen Nationalpark schon die zweithöchste Wanderdüne Europas bestaunt habe.

Nachdem Marius von Bordeaux aus wieder abgeflogen ist, setze ich meine Reise nach Süden Richtung spanischer Grenze fort. Zwei Nächte bleibe ich am See von Léon, einem hübschen Örtchen 150 Kilometer südlich von Arcachon.

Nächster Halt ist Bayonne (hier wurde das Bajonett erfunden), wieder so eine Entdeckung: Die Hauptstadt des französischen Baskenlandes entpuppt sich als wunderschönes Städtchen voller kleiner Geschäfte, darunter auffallend viele Buchläden. Hier möchte ich noch einmal hin und mehr Zeit verbringen.

Durch Biarritz fahre ich dann nur durch: Die Steilküste ist zwar atemberaubend schön, die Stadt hat trotz der Bausünden aus den 60er Jahren viel Charme, aber ich finde an der Küstenstraße schlicht keinen Platz zum Parken: alles rappelvoll. So erhasche ich nur einen Seitenblick auf die Villa Eugénie, einen Palast an der Grande Plage, die Napoleon 1854 für seine Gattin bauen ließ, worauf Biarritz zum sommerlichen Treffpunkt des europäischen Hochadels avancierte. Heute ist der Palast ein Hotel und Biarritz dank der wilden Wellen ein Surfer-Hotspot: Die Jungs kommen schon im Neo aus dem Parkhaus, das Brett unter den Arm geklemmt warten sie an der Fußgängerampel – witzig.

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Blick zurück auf Biarritz – und plötzlich ist man in Spanien

Die Straße folgt der dramatisch schönen Steilküste, führt dann plötzlich über die Grenze und zack: bin ich in Irun in Spanien. Nach 37 Tagen und 3,500 Kilometern entlang der französischen Atlantikküste. Au revoir, la belle France. Wenn alles klappt wie geplant, sehen wir uns im März 2022 an der Cote d‘Azur wieder.

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