Von den weiten Stränden der Westküste der niederländischen Provinz Noord-Holland sind es nur ein paar Kilometer nach Alkmaar, das etwas im Landesinneren liegt: Die Stadt ist uralt, eine der ältesten Städte der Niederlande, ihre Ursprünge reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück, 1254 erhielt Alkmaar die Stadtrechte. Es liegt auf einem der alten Dünenkämme, die sich parallel zur niederländischen Nordseeküste erstrecken. „Hoge Land“ heißt dieses leicht erhöhte Gebiet. Vor Überschwemmungen geschützt wurde es schon früh besiedelt.




Heute hat Alkmaar 110.000 Einwohner, wirkt aber viel kleiner. Das liegt an dem historischen Stadtkern, der nahezu vollständig erhalten geblieben ist. Die lauschigen engen Gassen und von hübschen Holz-Brücken überspannten Grachten lassen sich prima zu Fuß erkunden – oder bei schönem Wetter auch mit dem Ruderboot, Kajak oder SUP.



Alkmaar liegt etwa 40 Kilometer nordwestlich von Amsterdam und wirkt mit seiner interessanten Mischung aus Geschichte, Kultur und typisch holländischer Stadtarchitektur wie eine Miniaturausgabe der Metropole, nur ohne Massentourismus.








Ich schlendere zu Fuß durch die Altstadt, vorbei an blumig bepflanzten Innenhöfen („hofjes“) und prächtig sanierten denkmalgeschützten Kaufmannshäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Ihre von mir geliebten aufwändigen Giebel zeugen von einer Zeit, in der Alkmaars Handelsfamilien auch mit Käse reich wurden: Bis heute wird jeden Freitagmorgen zwischen April und September auf dem Platz vor dem historischen Waage-Gebäude der Alkmaarer Kaasmarkt abgehalten, ein Touristenspektakel mit gelben wagenradgroßen Käselaiben und Trägern in traditionellen Trachten. Es ist nicht Freitag, also kein Käsemarkt, das macht aber nichts, ich bin eh nicht so für Traditionen zu haben, die nur noch für Touris zelebriert werden.



Das Waaggebouw am Waagplein ist eines der Wahrzeichen der Stadt: Das prächtige Gebäude war ursprünglich Teil eines Klosters aus dem 14. Jahrhundert, später diente es als städtische Waage. Heute findet ihr darin das Holländische Käsemuseum:




Ein anderes architektonisches Highlight ist das Rathaus von Alkmaar in der Langestraat. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und zählt zu den bedeutenden Beispielen der niederländischen Renaissance-Architektur. Sich abwechselnde Lagen aus hellem Sandstein und dunklerem Backstein lassen das Rathaus gestreift wirken. Der Turm wurde später dazu gebaut. Diese auffällige, weil kontrastreiche Fassadengestaltung war damals Ausdruck von Wohlstand und städtischem Stolz.


Über die Stadtgeschichte kann man im Stedelijk Museum viel lernen – aber dafür war mir das Wetter zu schön. Auch die Grote Kerk aus dem 15. Jahrhundert habe ich nur von außen bewundert. Dabei beherbergt sie gleich zwei historische Orgeln, darunter die große Orgel von 1645 von Jacobus van Hagerbeer.

Ich mochte an Alkmaar die gemütliche Atmosphäre rund um die Grachten, die netten Boutiquen, kleinen Hotels und Pensionen und die vielen Cafés und Kneipen. Sogar ein winziges Rotlichtviertel habe ich in diesem Puppenstuben-Amsterdam entdeckt.



Dem jungen Kellner in einem der Cafés am Käsemarkt war es hier aber zu ruhig und beschaulich: Er würde lieber in Amsterdam leben, sagte er.
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