Lago d’Iseo und Monte Isola

15. September 2020 | Italien

Auf dem Campingplatz ist ein Platz direkt am Ufer frei: Instagramtaugliches Vanlife. Vielleicht sollte ich meinen Account dort mal zum Leben erwecken…

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Leider stelle ich am nächsten Morgen fest, dass ich Kinus GPS-Tracker von Tractiv (er ist eben nur ein halber Schäferhund, die andere Hälfte hat ordentlich Jagdtrieb) in Bellagio verloren habe. Tage später schreibt mir ein Stefano, der den Tracker beim Joggen gefunden und keine Mühe gescheut hat, über den Hersteller meine Mailadresse zu bekommen. Wochen später habe ich eine Zeit lang eine feste Adresse in Apulien und Stefano wird mir den Tracker zuschicken. Das Porto will er nicht zurück, sagt er: „Karma wird es richten“. Ach, Italien…

Am Lago di Pusiano sind meine Nachbarn nette Schotten, die sich bitterlich über den Wahnsinn des Brexit beklagen. In der Umgebung kann man schön spazieren gehen, auf Anglerpfaden am Ufer entlang, ins Palmendickicht im Hinterland.

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Ich reise mit dem Buch „Wildschwimmen in Italien“, das ich jeder Wasserratte nur ans Herz legen kann. Der Autor ist am Gardasee aufgewachsen und kennt sich hier an den norditalienischen Seen sehr gut aus. Er empfiehlt Badestellen auf einer Insel im Iseo-See. Dieser sei auch noch weniger überlaufen als Maggiore, Como und Garda versprich er. Also auf nach Sulzano.

Der Iseo, viertgrößter der oberitalienischen Seen, liegt 20 Kilometer nordwestlich von Brescia am Fuß der Bergamasker Alpen.

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Rund um den Lago d’Iseo wird viel Wein angebaut

Die App „Park4night“ verspricht jede Menge Parkplätze an der Uferstraße, auf denen man übernachten könne. Die Parkplätze gibt es auch, aber anscheinend haben sich dort zu viele Camper eingenistet, denn mittlerweile ist Übernachten überall verboten. Ins Hinterland verkrümeln geht nicht: Die Felswände fallen steil bis zum Ufer hin ab, die Straße wurde streckenweise aus dem Stein gehauen und gesprengt.

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Also muss ich zähneknirschend wieder einen teuren Stellplatz beziehen, das geht langsam ins Geld und war so nicht geplant. Für 20 Euro die Nacht ist der in Sulzano aber auch sehr nett: Wiese mit Schotter, der gutgelaunte Betreiber spricht ein bisschen Deutsch, seine Mamma (ja, er wohnt mit Mitte 40 noch bei den Eltern) zeigt mir, wie die Waschmaschine funktioniert und in der Umgebung gibt es einen schönen Wasserfall, zu dem hin man einen Hunde-Spaziergang machen kann.

Am nächsten Morgen laufe ich mit Badesachen im Rucksack zur Anlegestelle und nehme die kleine Fähre, die im Tagesausflügler in wenigen Minuten zur Monte Isola bringt: immerhin die größte Insel in einem südeuropäischen Binnengewässer! Kinu muss einen Maulkorb anziehen, was ihm wenig behagt. Ansonsten ist das Reisen mit Hund in Italien problemlos: Er ist überall willkommen, darf sogar mit in den Supermarkt.

Wir müssen mit dem Schiff fahren, denn „The Floating Piers“ von Christo und Jeanne-Claude war nur im Sommer 2016 begehbar: Schwimmende, leuchtend gelbe, breite Stege, über die man von Sulzano aus auf die Insel spazieren konnte.

Die 400 Meter hohe Monte Isola ist ein zauberhaftes Eiland: Verträumt liegt die Insel im tiefen Wasser des Iseo-Sees. Die knapp 2.000 Einwohner verteilen sich auf neun Dörfchen, es gibt ein paar kleine Badestellen und eine Handvoll Kneipen, in denen italienische Großfamilien an Plastiktischen Panini verspeisen. Und himmlisch ruhig ist es hier: Monte Isola ist autofrei, nur der Arzt, der Polizist und ein paar Handwerker fahren Machina, alle anderen sind zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Rollern unterwegs.

Ich leihe mir in Peschiera Maraglio ein Bici aus und radele erst einmal zur nächsten Badestelle gleich hinter dem Ort. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, wir lagern auf einer Wiese unter Bäumen (ja, auch ins „Freibad“ darf der brave Hund mit), in den See klettert man über Leitern. Das Wasser ist glasklar und wunderbar kühl („eiskalt!“ kreischen drei Italienerinnen lachend, die in leopardengemusterten sexy Bkinis und mitsamt ihren riesigen Sonnenbrillen baden gegangen sind).

Den Ehrgeiz, mit der Dreigang-Gurke auf den Gipfel (Monte = Berg) zu fahren, habe ich nicht, trete aber in die Pedale zu einer Rundtour um die Insel. Die Uferstraße hat nur eine nennenswerte Steigung, nach einer Stunde ist man wieder an der Anlegestelle. Aber obwohl ich sehr langsam fahre und trotz einer ausgedehnten Mittagspause ist die Strecke für Kinu zu lang. Danach humpelt er ein paar Tage. Ich muss einsehen, dass mein Hundchen alt wird. Solche Touren sind nichts mehr für ihn.

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Friedhof auf Monte Isola. Kinu begleitet mich aber hoffentlich noch ein paar Jahre…

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