Marken am IJsselmeer – Ein ehemaliges Fischerdorf auf Pfählen

3. Oktober 2025 | Geschichte und Kultur, Niederlande, Umwelt & Klima

Adé, Mutter aller Nordseestrände, welcome IJsselmeer: Erster Anlaufpunkt ist Marken, ein ehemaliges Fischerdorf, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Amsterdam. Es lag Jahrhunderte lang auf einer Insel, bis in den 1950er Jahren ein Damm gebaut wurde, der Marken mit dem Festland verbindet. Den zahlen sie wohl immer noch ab: Die riesigen Parkplätze in dem urigen, von unzähligen Touristen heimgesuchten Dorf sind sehr teuer. Ich parke darum am Beginn des Damms und radele mit dem kleinen roten Flitzer ins Dorf.

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Hinten links: Das idyllische ehemalige Fischerdorf Marken

Bunte Holzhäuser mit satten Farben stehen auf hölzernen Pfählen: Früher lag der Ort mitten in der damals noch offenen Zuiderzee und wurde immer wieder von Sturmfluten heimgesucht.  

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Nudeldünne Kopfsteinpflastergassen und bunte Blumen in den Gärten und Fenstern, dazu hübsche weiße Holzbrücken: Marken ist niedlich und sehr schlumpfig.

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Von den 1.700 Einwohnern ist kaum jemand zu sehen, es kommen mir aber gleich am Ortseingang zwei große Reisegruppen entgegen: Wahrscheinlich Tagesausflügler aus dem nahen Amsterdam, das unter 23 Millionen Übernachtungen pro Jahr ächzt.

Laut Schätzungen zieht das idyllische Marken jedes Jahr bis zu 850.000 Gäste an – also rund das 500-fache der Bevölkerung. Vor allem im Sommer und an Wochenenden strömen dann ganze Busladungen durch die engen Gassen.

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Das Leben „tobt“ am kleinen Hafen – Marken ist auch von Volendam aus in 30 Minuten mit dem Ausflugs-Schiff zu erreichen. Hier schaukeln Boote im Wasser, in der Saison starten auch Bootstouren über das Ijsselmeer. Eine Handvoll Cafés und Restaurants lockt mit schöner Aussicht und frischem Fisch. Viel ist hier heute nicht los, aber im Sommer tummeln sich wahrscheinlich die Menschenmassen in Marken. Im Winter kann ich es mir schön gemütlich vorstellen.

Früher war das Leben hier hart: Das Dorf nur mit dem Boot erreichbar und immer wieder vom Hochwasser bedroht. Die Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt fast ausschließlich mit dem Fischfang, besonders von Hering und Aal. Die Familien lebten gezwungenermaßen in enger Insel-Gemeinschaft. Sie trugen spezielle Trachten, die bis heute zu besonderen Anlässen getragen werden. Und sie sprachen einen eigenen Marken-Dialekt. Die Abgeschiedenheit der Insel bewahrte viele alte Bräuche. Im 19. Jahrhundert kamen Ethnografen und Künstler auf die Insel, um das „ursprüngliche“ Holland zu erforschen und im Bilde festzuhalten. Das alles kann man in einem kleinen Museum an der „Hauptstraße“ erfahren.

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Erst mit der großen Zuiderzee-Umwandlung verlor die Fischerei nach und nach ihre wirtschaftliche Bedeutung: Die Zuiderzee war einst ein Meeresarm der Nordsee, der tief ins Landesinnere hineinreichte. Nach der verheerenden Flutkatastrophe von 1916 sollte Binnenmeer mit einem riesigen Deich vom offenen Meer abgetrennt werden. Der Afsluitdijk war 1932 fertig. So entstand das IJsselmeer: ein großes, aber nun süßwasserhaltiges Binnengewässer. Heute lebt Marken vom Tourismus.

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