Von Straßburg aus geht es zurück in den Schwarzwald: Ich habe im Dezember in Portugal ja ein neues Wohnmobil angezahlt und meinen geliebten Libertu zum Verkauf angeboten. Gleich die ersten ernsthaften Interessenten haben ihn quasi reserviert. Sie wohnen bei Stuttgart und wir haben ausgemacht, dass ich auf meiner Heimreise bei ihnen vorbeikomme, damit sie sich den VANTourer anschauen und eine Probefahrt machen möchten.
Auf schlanken Nebenstraßen geht es durch die dichten Bergwälder. Es ist schön hier, noch wenig los. Doch einige der Motorradfahrer, die bei dem schönen Wetter schon unterwegs sind, hängen nicht wirklich am Leben.
In Freudenstadt stelle ich mich auf den Parkplatz am Schwimmbad. Endlich wieder Sauna! Die Schwimmbadkneipe ganz in Rot hat was. Drei Tage später warnt die Corona App, dass hier oder im Bad jemand positiv war. Habe mich aber nicht angesteckt.
In Fellbach beziehe nach dem Schwimmen in Freudenstadt, das total gutgetan hat, gleich wieder den Stellplatz am Schwimmbad. Dort ganz in der Nähe wohnen auch Birgit und Jochen, die sich für Libertu interessieren. Jochen eilt auch sogleich herbei. Die beiden entpuppen sich gottseidank als genauso sympathisch im wirklichen Leben wie per Mail und Telefon: So fällt die Trennung von meinem mobilen Zuhause der vergangenen fast zwei Jahre leichter.
Denn Libertu gefällt ihnen, am liebsten würden sie ihn gleich dabehalten. Bei ihnen wird auch ein Hund mitfahren: Mascha. Wir gehen eine gemeinsame Runde mit den Hunden spazieren und essen dann bei ihnen zu Hause zu Abend. Dabei lerne ich auch den Sohn des Hauses kennen: Der arme Luis musste sich seit Wochen alles über den Kastenwagenkauf anhören, dabei hat er mit Camping gar nichts am Hut. Am nächsten Tag macht Birgit noch eine Probefahrt und kommt super klar. Wir verabreden uns auf bald in Frechen, zur Übergabe. Nun gibt es kein zurück mehr: Libertu ist so gut wie verkauft. Schluchz.
Weiter geht es über Murr, wo ich bei einer netten Winzerfamilie übernachte und lecker Apfelsaft einkaufe, in den mir bislang völlig unbekannten Odenwald. Denn hier wohnt meine alte Reitkumpeline Carmen, die ich seit Jahren nicht gesehen habe.
Zwischen Heilbronn und Heidelberg, am Rand eines Dorfes in der Nähe von Waldbrunn, steht ihr Haus wunderschön auf einem Hügel im Grünen. Ich parke am Wiesenrand und es gibt Wein und viel „weißt du noch damals die Springstunde?…“
Wir waren oft in Polen zusammen ausreiten und haben in einem abenteuerlichen Reiturlaub auf Djerba den Strand und einen ausgetrockneten Salzsee mit Galopprennen unsicher gemacht. Ich weiß noch, dass mein Ross „Taifun“ hieß und dass das auch begründet war. Da war ich noch jung und furchtlos….
In einem Bogen um Darmstadt herum, an Wiesbaden vorbei, geht es weiter, bis ich in Limburg an der Lahn keine Lust mehr habe. Das Wetter ist herrlich, Ostertrubel herrscht. Ich ergattere mit Müh und Not den letzten Platz auf einem rappelvollen Campingplatz am Lahnufer. 30 Tacken ohne Strom: Alter Falter! Der bislang teuerste Campingplatz ever.
Doch Limburg entschädigt mit seiner sehr schönen mittelalterlichen Altstadt und dem berühmten Limburger Dom. Auch hier gibt es viel Fachwerk, aber die Altstadt ist nicht mit Gewalt auf putzig getrimmt wie im Elsass. Fachwerk für Erwachsene, elegante Geschäfte, viele gemütliche Restaurants, Kneipen und Strandbars am Ufer der Lahn: Limburg gefällt!
Nun gibt es kein Halten mehr: An Koblenz vorbei Richtung Bonn nähere ich mich unaufhaltsam dem Ort des Abschieds und Neubeginns: Dem Autohaus Westkamp in Frechen bei Köln. Dort steht mein noch namenloser Neuer: Ein klassisches Alkovenmodell mit Hecksitzgruppe.
In Euskirchen kehre ich in der Palmen-Paradies-Therme ein, dann kann man nämlich auf dem Parkplatz umsonst übernachten. Ich lasse in dem Wellnesstempel erschreckend viel Geld, bin danach aber auch mega entspannt. In der Therme wachsen tatsächlich jede Menge namensgebende Palmen: Nett.
Weinige Kilometer weiter, in Weilerswist, stellt sich die Frage: Ist er denn noch ganz dicht? Ist er. Dichtigkeitsprüfung beim VANTourer-Vertragshändler mit Werkstatt. Nur mit diesen jährlichen Prüfungen gibt der Hersteller Eurocaravaning fünf Jahre Garantie auf die Dichtigkeit des Aufbaus. Der nette Herr Frenzel hat gleich auch mal unten nachgeschaut. Alles fein, nur neue Schuhe müssten mal sein.
Die letzte Station vor dem großen Wechsel ist der Campingplatz am Heider Bergsee. Ich suchte ein nettes Restaurant am Wasser, weil mich Freunde besuchen kommen. Chrissi und ich kennen uns von vor 20 Jahren aus Erfurt in Thüringen, mittlerweile lebt und arbeitet sie hier in NRW.
Der Campingplatz liegt direkt am Seeufer, wirklich hübsch und grün, aber: Von 13 bis 15 Uhr ist Mittagspause, ich muss erst einmal vor der Schranke warten, werde angeherrscht wie auf dem Kasernenhof und muss noch einmal umparken. Man kann nur bar bezahlen, mangels Internetverbindung, ein Schilderwall macht allerlei Vorschriften und die Waschmaschine muss man vorher reservieren. Ach – Deutschland…
Doch es ist sehr schön, Chrissi und Andi nach vielen Jahren wieder zu sehen und ihre großen Kinder zu bestaunen. Wie die Zeit rast, unglaublich. An diesem schönen Ort endet meine Reise zurück in die Heimat. Morgen beginnt ein neues Abenteuer, in mehrfacher Hinsicht.
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