Danzig ist wunderschön, aber nach drei Tagen Pflastertreten zieht es uns aus der vollen Stadt wieder in die Natur. Die Kaschubische Schweiz ist das nächste Ziel: Heimat der Kaschuben, Polens einziger anerkannter Minderheit. Dünn besiedelt, Berge, Wälder und Seen. Bei den Polen nicht so beliebt, hat man uns geflüstert, weil die Berge nur Hügel seien und die Seen nur 250 an der Zahl – da fahre man doch lieber gleich in die Tatra und in die Masuren. Wir hoffen darum auf wenig Andrang trotz Sommerferien.
Mandy erspäht in unserer Lieblings-Stellplatzapp einen Parkplatz mitten im Wald, 40 Kilometer südwestlich von Gdansk, am Fuße des Wieżyca, mit 331 Metern DER „Berg“ der Kaschubei und immerhin die höchste Erhebung zwischen dem Harz und Minsk!
Im strömenden Regen kommen wir an. Auf dem Parkplatz im Buchenwald herrscht tagsüber ziemlicher Trubel von Ausflüglern und Wanderern, es liegt auch am Rand arg viel Klopapier herum (diese Klopapierspur zieht sich vom äußersten Süden Italiens bestimmt bis ans Nordkap quer durch Europa, leider), aber abends und nachts herrscht Ruhe. Die Förster fahren öfter vorbei, sehen uns bestimmt, sagen aber nichts.
Wir wandern ein bisschen in Polens größtem zusammenhängenden Waldgebiet herum, klettern auf den Wieżyca und auf den 35 Meter hohen Aussichtsturm auf dem „Gipfel“.
Hier oben kauert ein junger Mann in Not, ich befürchte schon, er will sich hinunterstürzen (Kopfkino!), doch er hat einen Panikanfall wegen der Höhe. Mit unserer Hilfe und gutem Zureden schafft er es zurück auf den Erdboden. Weil auch das Internet taugt, bleiben wir vier Nächte hier stehen, dann geht es weiter.
Die Kaschubei: Eine dünn besiedelte Ecke Polens
Mandy fährt vor zum nächsten Stellplatz beim Bauern an einem See, denn wir brauchen Wasser. Ich mache noch einen Abstecher nach Kartuzy.
Das einzige Städtchen der Kaschubei beherbergt das Kaschubische Museum. In der kleinen Ausstellung wird klar, wie arm die Kaschuben früher waren. Ihr berühmtester Sohn Günter Grass hat das in seinem Roman „Die Blechtrommel“ beschrieben: Mühsam klaubte man auf den Feldern Kartoffeln auf, fischte, zog den Pferden Hufschuhe an, damit sie nicht im Morast versinken.
Nach einer Nacht am See trennen sich Anfang August leider unsere Wege: Mandy will weiter nach Norden und Osten, durch die Tatra und Rumänien nach Griechenland, um auf Kreta zu überwintern. In die Tatra würde ich gerne noch mitkommen, aber meine Tante feiert Anfang September im Schwarzwald den 90. Geburtstag, die ganze Familie kommt zusammen, da möchte ich auch dabei sein.
Und meine Winterroute führt am Atlantik entlang durch Frankreich nach Andalusien. Also nehmen wir Abschied. Schön war es mit dir Mandy – hoffentlich fahren wir Vangirls mal wieder zusammen!
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