Die Schöne am Douro: Auf und Ab in Porto

12. November 2021 | Portugal

So – damit es mit diesem Blog endlich mal wieder weitergeht, habe ich mir drei Wochen Urlaub von allem anderem genommen und werde nun aktuell weiterschreiben, aber auch Italien und was danach geschah weitererzählen. Ich bin Anfang September 2021 zu meiner diesjährigen Wintertour aufgebrochen und folge seitdem der Atlantikküste: Durch Frankreich und Nordspanien, unlängst bin ich in Portugal angelangt. Ein Land, in dem ich mich immer schon heimisch gefühlt habe. Hauptsächlich wegen der extrem freundlichen, lustigen, entspannten Portugiesen. Sie verstehen es Fremden das Gefühl zu geben, willkommen zu sein!

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Also Porto. Normalerweise meide ich Großstädte, weil sie erstens mit einem Wohnmobil anstrengend zu fahren sind und zweitens sich in ihrem Umkreis die Einbrüche häufen. Aber von Porto hatte ich gehört, dass es wunderschön sei. Und so weit im Norden war ich in Portugal noch nicht. Also habe ich mich am westlichen Stadtrand auf dem Campingplatz „Canidelo“ eingemietet. Der liegt direkt an der Praia das Pedras Amarelas, ist nicht schön, aber sicher und praktisch.  

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Kullerfelsen und Atlantikwellen vor der Haustür: Campingplatz am Rand von Porto

Und am Strand rollen die mächtigen Wogen des Atlantiks, bestimmt drei Meter hoch, nachts hört man das Rauschen, was ich ja heiß und innig liebe. Große Kullerfelsen liegen im Sand, Jogger ziehen ihre Bahn auf Holzbohlenwegen, es gibt einen prima ausgebauten Radweg nach Porto und die Strandbars sind noch geöffnet. Fünf Tage war ich hier, weil ich ein 20minütige Reportage über die in Apulien grassierende Olivenkrankheit zu produzieren hatte, außerdem Wäsche waschen und „Libertu“ putzen: Am Ende fühlte ich mich richtig heimisch an „meiner“ Praia.

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Douro heißt Hafen und auf Booten kamen früher die Portweinfässer, das flüssige Gold. Heute werden mit ihnen Touristen herumgeschippert.

Nach Porto bin ich auf besagtem Radweg und der Uferstraße mit meinem Klapprad geradelt. Das habe ich im Sommer für unter 300 Euro in Hannover erstanden und es hat sich schon sehr bewährt. Kinu habe ich im Van auf dem Campingplatz gelassen: Er wird alt, schafft am Rad nur noch zwei, drei Kilometer und nach Porto sind es acht. Außerdem ist er für Stadtbesichtigungen nicht der richtige Begleiter: Markier-Maniac ohne Sinn für architektonische Schönheit und die Pracht der portugiesischen Vergangenheit. Der Hund will alles immer nur anpinkeln.

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Oben zu hoch: Ponte Dum Luis I., rechts die Klosterkirche

Nach einer halben Stunde fleißigen Radelns, immer am Wasser des Douro entlang, der bei Porto in den Ozean mündet, unter der Autobahnbrücke hindurch, erreicht man das historische Zentrum der zweitgrößten Stadt Portugals (240.000 Einwohner) auf der „schäl Sick“: In Vila Nova de Gaia am westlichen Flussufer liegen die großen Portwein-Kellereien, denen die Metropole des Nordens ihren Reichtum verdankt. Die Fässer wurden von den Winzern im Douro-Tal früher auf Booten in die Stadt gebracht. Diese „Rabelos“ dümpeln heute vertäut am Ufer, auf Touristen wartend, die damit unter den berühmten Brücken der Stadt hindurch auf Tour gehen können.

Mir fällt an Porto zuerst der Geruch auf: Es duftet am Flusshafen so intensiv nach gegrillten Sardinen, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. In der Altstadt (Unesco-Weltkulturerbe) wabert in dichten Schwaden der Rauch der Maronen-Stände durch die Straßen: kleine Buden, an denen die Bauern der Umgebung ihre Esskastanien in alten Ölfässern rösten und in zusammengedrehten Papiertüten verkaufen. Noch ein bisschen Salz drüber: Köstlich!

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Auch von unten schön….

Von Vila Nova de Gaia führt die Schönste der sechs Brücken Portos über den Rio Douro: die 1886 eröffnete schmiedeeiserne Ponte Dom Luis I. (der damalige König von Portugal).  Es gibt eine untere und an der runden Klosterkirche Serra do Pilar eine obere Ebene, auf der in 60 Meter Höhe auch die Züge der Stadtbahn fahren. Letztere wurde mir wegen des schönen Ausblicks von Camper-Kollegen empfohlen, aber ich mag nicht auch noch die steilen Hügel dort hinauf und nehme darum am ersten Tag die untere.

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Am anderen Ufer ist man im Viertel Ribeira: Eine quirlige, wegen des sonnigen Wetters auch volle Tourimeile mit zahllosen Restaurants, aber trotzdem schön: Im ehemaligen Hafenviertel der Handelsstadt leuchten die schmalen Häuser mit bunten Fassaden im goldenen Herbstlicht. Hübsch anzusehen, doch auch teils arg renovierungsbedürftig. Viele Bewohner sind wegen der hohen Mieten in Hochhäuser am Stadtrand umgezogen.

Aber Ribeira muss warten: Ich schiebe das Klapprädchen jetzt doch schnaufend die Hügel hoch, denn es zeigt sich, dass es hier eine Unter- und eine Oberstadt gibt. Und oben lockt die mächtige Kathedrale Sé mit dem Bischofspalast. Mit ihren Doppeltürmen überragt sie wie eine Festung die Altstadt, der Kreuzgang ist mit blau-weißen Kacheln ausgeschmückt, Portugals berühmten Azulejos. Auch hier oben, gleich nebenan am Fuße der Brücke: Unrenovierte, schmale Häuser, von Großmüttern bewohnt, die kurz auf den Balkon treten, aber wohl nicht aufs Foto wollen und wieder in ihre Behausung huschen.

Hinter der Kathedrale lockt das Univiertel. Dank der Universität wimmelt es in Porto von jungen Leuten, Buchläden, winzigen, höhlenartigen, nur schummrig beleuchteten Geschäften in sehr engen Kopfsteinpflastergassen, durch die Anwohner trotzdem mit dem Auto fahren, und nicht langsam. Ich schiebe und rolle ziellos und planlos an ärmlichen Künstlerateliers und teuren Galerien vorbei, an vielen Kinos, am großen Theater und an jede Menge kleiner Kneipen. Wäsche hängt aus den Fenstern, Katzen putzen sich auf Motorhauben.

Porto, das wirtschaftliche Zentrum Portugals ist eine super sympathische Stadt. Auch mit viel Leerstand, Graffitis und Obdachlosen, die auf ein grüßendes Kopfnicken hin freundlich lächeln. Mich erinnert die Metropole des Nordens an Lissabon. Aber nein, empören sich die Einheimischen: Porto ist ganz anders, in Porto gibt es viel mehr Partys!

Von den Strapazen des Auf und Ab erhole ich mich an einem kleinen Platz vor einer mit Kacheln verkleideten Kirche mitten im Verkehrsgetöse beim ersten Cortádo nach langen Jahren, dazu natürlich eine Pasteis de Nata: lecker!

Der Tischnachbar kommt aus Brüssel und erzählt von seinem spannenden Job als Stiftungsberater, aber ich muss weiter, rolle die Hügel langsam wieder herunter, lausche zurück in der Ribeira einem halb nackten Straßenmusikanten im Rock, überquere die Ponte Luis wieder unten, radele durch Vila Nova de Gaia zurück, am Douro entlang zum Campingplatz. Doch Ausruhen ist nicht: Der Hund hat Stunden lang gewartet und will nun seinerseits eine kleine Radtour am Strand entlang machen, seufz….

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Am nächsten Tag nehme ich die obere Brückenetage und genieße die versprochene Aussicht auf den Douro, der hier die letzte Biegung zum Atlantik nimmt.

Im Univiertel lärmt eine Demonstration von Studenten und Schülern, ihre Anführer tragen die traditionellen, aber an Harry Potter erinnernden Capes, sie schwenken Schilder und machen viel Lärm. Aber worum es geht, bleibt ein Rätsel, denn der junge Mann, den ich frage, ist selbst ein Tourist.

Dann die Entdeckung des Tages: Die Hallen des Bahnhofs Sao Bento von 1915 können mit Museen mithalten: Über und über sind die hohen Wände mit Azulejos geschmückt. Sie zeigen historische Schlachtenszenen aus der ruhmreichen Vergangenheit Portugals, aber auch Bilder aus dem bäuerlichen Alltag.

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Azulejos im Estacao Sao Bento
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Ganz erfüllt von dem Anblick und voller Freude, solches immer wieder entdecken zu können, rolle ich mit qualmenden Bremsen gen Flussufer. Noch Tage könnte man durch Porto streifen, Abstecher zu den Weingütern im lieblichen Douro-Tal machen und allerlei Portwein verkosten. Doch das Oliven-Feature ist fertig und mich zieht es weiter, nach Süden, immer weiter nach Süden.

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