Nur anderthalb Stunden sind es vom stillen Oderbruch ins Schlaubetal: Mein letzter Auftrag in Deutschland. Als ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal in dieser Gegend zu tun hatte, war ich überrascht, wie hügelig und kurvenreich es hier ist: Brandenburg ist ja sehr flach, doch hier haben die Gletscher der Eiszeit die Erdoberfläche geradezu gebirgig aufgetürmt. In dem abgelegenen Tal der Schlaube, unweit von Eisenhüttenstadt und dem berühmten Spreewald, wachsen Buchen- und Eichenwälder, Sümpfe und Seen bieten weitgehend ungestörten Lebensraum für seltene Eisvögel und Seeadler. Ein Geheimtipp für die Hörer des „Länderreports“ von Deutschlandfunk Kultur.
Ich steuere den Campingplatz Großer Treppelsee an, und gehe in demselben trotz des bewölkten Spätnachmittags noch eine Runde im Nieselregen schwimmen. Weil das benachbarte Restaurant geschlossen hat (nicht Corona, aus anderen Gründen aufgegeben), bietet die Betreiberin geräucherte Forellen als Futter-Ersatz an: Lecker!
Am nächsten Morgen um 09:00 holen mich dankenswerter Weise die Ranger am Campingplatz ab: Mario Marschler, der ebenso sympathische wie quirlige Gebietsleiter der Naturwacht im Naturpark Schlaubetal, und sein nachdenklich-netter Kollege Nico Brunkow.
Stunden lang werden sie mir geduldig bei Regen und Sonnenschein das Schlaubetal zeigen und Fragen beantworten. Das Ergebnis kann man hier nachhören:https://www.deutschlandhttps://www.deutschlandfunkkultur.de/natur-und-kultur-im-brandenburger-schlaubetal.1001.de.html?dram:article_id=485925funkkultur.de/natur-und-kultur-im-brandenburger-schlaubetal.1001.de.html?dram:arthttps://www.deutschlandfunkkultur.de/natur-und-kultur-im-brandenburger-schlaubetal.1001.de.html?dram:article_id=485925icle_id=485925
Nachmittags fahre ich weiter, der Magen knurrt, aber ich habe keine Lust zu kochen: Mario Marschler hatte den Tipp parat: Gutes Essen mit toller Aussicht über die Hügel, Wälder und Seen des Schlaubetals im Forsthaus Siehdichum. Nach Siehdichum will ich eh unbedingt, weil ich den Namen so lustig finde. Also auf ins Forsthaus. Eine schmale Straße windet sich durch dichten Wald auf den Gipfel eines Plateaus. Dort steht das Forsthaus an derselben Stelle, an der schon der Abt des damals reichen und mächtigen Zisterzienser-Klosters Neuzelle seine Jagdhütte bauen ließ. Einer der Legenden nach stammt der Ortsname Siehdichum von ihm, weil er es hier so schön fand.
Kann ich verstehen: Von der Terrasse schaut man durch grünes Buchen-Laub auf einen in der Sonne glitzernden See; es gibt Wildgulasch und von Wespen umschwirrten Pflaumenkuchen. Satt und matt schaffe ich es gerade noch, mit Forsthaus-Chefin Andrea Maßmann ein Interview zu machen. Und wieder einmal erlebe ich Brandenburger Gastfreundschaft: Ich darf auf dem Forsthaus-Parkplatz übernachten und muss nicht mehr auf der Suche nach einem Stellplatz herumkurven.
Am nächsten Morgen, es ist Samstag, kann ich der Chefin nur noch von weitem zuwinken: Sie führt gerade eine Gruppe sportlicher Radfahrer übers Hotel-Gelände. Die Fellnase und ich machen einen langen Spaziergang rund um den Schervenzsee, der gestern so verlockend glitzerte. Auf dem Rückweg treffe ich zufällig einen schönen jungen Förster, der hier gerade einen Friedwald ins Leben ruft und mir von den Besonderheiten seines Reviers vorschwärmt. Aber es hilft alles nichts: Ich muss weiter nach Neuzelle. In dem ehemaligen Kloster bin ich um 14 Uhr zur Führung angemeldet. Nach einer Riesenumleitung, die mich quer durch Eisenhüttenstadt führt, komme ich noch rechtzeitig an.
Abends gehe ich noch einmal in die Kirche: Viel Gold und Gips wurde in der Klosterkirche St. Marien angehäuft. Perle des Barock oder doch ziemlich überladen? Die Zisterzienser-Mönche, die vor ein paar Jahren das Klostergelände neu besiedelt haben, singen das Abendgebet. Ich bin nicht gläubig, aber die andachtsvolle Stimmung ist schön.
0 Kommentare