Ich weiß, ich weiß, viele schwärmen vom Elsass, dieser Weinbauregion zwischen Vogesen und Rhein ganz im Osten Frankreichs, die mal französisch war und mal deutsch. Die Rebenhänge haben ihre Fans, ebenso wie die Fachwerkhäuser mit ihren Blumenkästen vor den Fenstern.
Ich gehöre nicht dazu. Ich war vor Jahren mal mit Vater und Bruder im Elsass und mochte es nicht: Die schnurgerade angepflanzten, mit der Nagelschere gestutzten Rebstöcke an den Hängen erinnerten mich an aufmarschierte Soldaten. Die Täler schienen mir düster, die Häuser dunkel – und dann die Geranien, überall diese Geranien, grauslich. Ich mag es wild und rau, unaufgeräumt und ein bisschen angenagt vom Zahn der Zeit.
Aber hier bin ich nun wieder: Im Elsass in der Nähe von Colmar. Ich möchte nämlich auf der Fahrt nach Frechen bei meiner fast 90jährigen Tante in Lahr im Schwarzwald vorbeischauen. Und deshalb komme ich hier vorbei: In Eguisheim, dem elsässischsten Dorf im ganzen Elsass.
Eguisheim mit seinen 1.700 Einwohnern gilt als „eines der schönsten Dörfer Frankreichs“. Und mehr noch: 2013 gewann es die Umfrage als „beliebtestes Dorf Frankreichs“. Geschmäcker sind halt verschieden.
Ich stehe mit France Passion beim Winzer im Hof, der ist nett, seine Familie auch und ihr auf den umliegenden Muschelkalkböden produzierter Bio-Gewürztraminer mundet lecker.
Aber Eguisheim – mon dieu. Spitzgiebeldächer, kunterbunte Häuschen und reichlich Osterdeko – es ist wie bei den Schlümpfen. Wahrscheinlich noch viel schlumpfiger als es in Schlumpfhausen jemals sein könnte.
Doch abertausende Touris können nicht irren: Ganze Zu Busladungen stürmen im Sommer das mittelalterliche Winzerstädtchen an der Elsässer Weinstraße, wahrscheinlich vor Begeisterung kreischend (Amerikaner) und unablässig Fotos knipsend (Chinesen). Na gut, letzteres mache ich ja auch.
Kopfschüttelnd wandere ich durch die Gassen, die ringförmig um die Burg liegen: Eguisheim ist eine so genannte Zwiebelstadt.
Am interessantesten finde ich noch die alten Inschriften über den Türen. Aber das mit mir und dem Elsass – das wird nichts mehr. Wir werden es wohl beide überleben. Eguisheim ist meine vorerst letzte Station in Frankreich: Morgen geht es über die Grenze zurück nach Deutschland.
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