Schlumpfig-Schock im Elsass: Eguisheim übertreibt es mit der Deko

6. April 2022 | Frankreich, Geschichte und Kultur

Ich weiß, ich weiß, viele schwärmen vom Elsass, dieser Weinbauregion zwischen Vogesen und Rhein ganz im Osten Frankreichs, die mal französisch war und mal deutsch. Die Rebenhänge haben ihre Fans, ebenso wie die Fachwerkhäuser mit ihren Blumenkästen vor den Fenstern.

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Fachwerk und Blumenkästen: Muss man mögen.

Ich gehöre nicht dazu. Ich war vor Jahren mal mit Vater und Bruder im Elsass und mochte es nicht: Die schnurgerade angepflanzten, mit der Nagelschere gestutzten Rebstöcke an den Hängen erinnerten mich an aufmarschierte Soldaten. Die Täler schienen mir düster, die Häuser dunkel – und dann die Geranien, überall diese Geranien, grauslich. Ich mag es wild und rau, unaufgeräumt und ein bisschen angenagt vom Zahn der Zeit.

Aber hier bin ich nun wieder: Im Elsass in der Nähe von Colmar. Ich möchte nämlich auf der Fahrt nach Frechen bei meiner fast 90jährigen Tante in Lahr im Schwarzwald vorbeischauen. Und deshalb komme ich hier vorbei: In Eguisheim, dem elsässischsten Dorf im ganzen Elsass.

Eguisheim mit seinen 1.700 Einwohnern gilt als „eines der schönsten Dörfer Frankreichs“. Und mehr noch: 2013 gewann es die Umfrage als „beliebtestes Dorf Frankreichs“. Geschmäcker sind halt verschieden.

Ich stehe mit France Passion beim Winzer im Hof, der ist nett, seine Familie auch und ihr auf den umliegenden Muschelkalkböden produzierter Bio-Gewürztraminer mundet lecker.

Aber Eguisheim – mon dieu. Spitzgiebeldächer, kunterbunte Häuschen und reichlich Osterdeko – es ist wie bei den Schlümpfen. Wahrscheinlich noch viel schlumpfiger als es in Schlumpfhausen jemals sein könnte.

Doch abertausende Touris können nicht irren: Ganze Zu Busladungen stürmen im Sommer das mittelalterliche Winzerstädtchen an der Elsässer Weinstraße, wahrscheinlich vor Begeisterung kreischend (Amerikaner) und unablässig Fotos knipsend (Chinesen). Na gut, letzteres mache ich ja auch.

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Hier wohnen Menschen: Bitte leiser kreischen….

Kopfschüttelnd wandere ich durch die Gassen, die ringförmig um die Burg liegen: Eguisheim ist eine so genannte Zwiebelstadt.

Am interessantesten finde ich noch die alten Inschriften über den Türen. Aber das mit mir und dem Elsass – das wird nichts mehr. Wir werden es wohl beide überleben. Eguisheim ist meine vorerst letzte Station in Frankreich: Morgen geht es über die Grenze zurück nach Deutschland.

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Zu diesem Blog: „Zum Horizont“ ist in erster Linie ein digitales Notizbuch und die Vorbereitung für mein Buchprojekt „Guten Morgen Europa!“ (Arbeitstitel). Ihr findet hier keine Werbebanner, keine Links zu Amazon und ich teste auch keine Campingprodukte. Wenn ich Campingplätze, Quintas, Weingüter oder Bauernhöfe namentlich erwähne oder verlinke, dann weil die Geschichte dort spielt. Ich bekomme weder etwas umsonst, noch Preisrabatte. Ich bezahle wie jede/r andere auch, ganz normal. Falls mir doch einmal eine Winzerin zum Beispiel eine Flasche Wein schenkt und es zu unhöflich wäre, abzulehnen, dann schreibe ich das dazu. Meine journalistische Unabhängigkeit untergräbt das aber nicht. Wer Fragen zu bestimmten Stellplätzen, Routen oder der technischen Ausrüstung hat, kann sie mir gerne per Kommentar oder Social Media stellen. Viel Spaß beim Lesen!

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